Kein Luftschloss: Jagdschloss Fürstenwalde hat großes Potential. Stadt Fürstenwalde sucht potenten Investor
Das Fürstenwalder Jagdschloss an der Spree hat eine vielversprechende Bausubstanz, die erhalten werden kann und bietet und großes Entwicklungspotential. Das ist das Fazit umfangreicher baufachlicher Untersuchungen, die der Architekt Christian Nülken aus Frankfurt (Oder) im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Fürstenwalde vorgestellt hat.
Im Rahmen dieser Studie wurden baugeschichtliche Recherchen und Untersuchungen durchgeführt sowie restauratorische Sondierungen vorgenommen – sowohl am Schloss selbst, aber auch am Speichergebäude entlang der Magazinstraße. Durch die Auswertung von Putz- und Farbuntersuchungen konnte das ursprüngliche Aussehen des Schlosses sowohl im Inneren als auch der Fassade eindrucksvoll zeichnerisch rekonstruiert werden. Besonders markant seien dabei die hohen und symmetrisch rechts und links des Eingangs angeordneten Fenster gewesen, so Nülken. Aus den Untersuchungen der Grundrisse im Inneren lassen sich noch heute Vorschläge für die künftige Raumzuschnitte ableiten.
Insgesamt hatte sich der bauliche Zustand des denkmalgeschützten Ensembles in den letzten Jahrzehnten des Leerstands dramatisch verschlechtert – seit 1993 stand das Gebäude leer, ein zwischenzeitlicher Besitzer hatte nichts zur Erhaltung und Sicherung des Gebäudes getan.
Schon im Jahr 2008 hatte die Stadt Fürstenwalde die zugehörigen Freiflächen bis zur Spree erworben, im Jahr darauf das Speichergebäude an der Schlossstraße Ecke Magazinstraße. Mit der Ersteigerung des Jagdschlosses im Zwangsversteigerungsverfahren am 18.09.2013 ist die Stadt nun Eigentümerin des gesamten rund 11.000 m² großen Areals.
Umgehend hat die Stadt Fürstenwalde begonnen, die historisch wertvolle Bausubstanz von landesweiter Bedeutung mit Mitteln der Städtebauförderung (Stadtumbau Ost - Aufwertungsteil) nachhaltig zu sichern. Dabei wurden Sicherungsmaßnahmen am Dachstuhl vorgenommen, die Dachhaut provisorisch repariert sowie Fenster und Türen luftdurchlässig verschlossen und lockere Putzteile am Mauerwerk entfernt. Bereits vorher war die alte schwere Getreide-Fördertechnik aus DDR-Zeiten entfernt worden. Die bisherigen Ausgaben für die Sicherungsmaßnahmen belaufen sich auf rund 270.000 €. Die Stadt trägt dabei ein Drittel der Kosten.
In Kürze soll das ehemalige Pförtnerhäuschen, ein späterer Anbau, abgerissen werden. Die nächste größere Maßnahme ist die zeitweilige Freilegung des Schloss-Souterrains, um das Mauerwerk nachhaltig trocken zu legen. Das „Schicksal“ des Eckgebäudes Schlossstraße/Magazinstraße wird zurzeit noch mit der Denkmalschutzbehörde des Landes abgestimmt.
Die Verwertbarkeit des Gebäudekomplexes wurde bereits 2013 in einer Masterarbeit an der BTU Cottbus in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde untersucht. Dabei wurden die Nutzungsmöglichkeiten zu Wohnzwecken (im Speicher) und als Geschäftshaus (Schlossgebäude) nachgewiesen. Die Kosten für die Sanierung des Schlosskomplexes werden vom Büro Nülken in Analogie zu den dort betreuten vergleichbaren Projekten auf insgesamt rund 13 Mio. € geschätzt (3,9 Mio. € Schloss, 7 Mio. € Speicher, 2 Mio. € Freiflächengestaltung).
„Als nächstes sind wir gefordert, ein umfassendes Nutzungskonzept für die Anlage zu erstellen“, so Christfried Tschepe, kommissarischer Fachbereichsleiter Stadtentwicklung. Parallel dazu sei man auf der Suche nach ernsthaft interessierten und finanzkräftigen Investoren, die ein solches Projekt stemmen können. Erste Anfragen habe es bereits gegeben.
Zur Geschichte
Das Schloss an der Spree wurde 1699/1700 von Friedrich III. (ab 1701 Friedrich I., König in Preußen) als Jagdschloss in Auftrag gegeben und vom Architekten Martin Grünberg erbaut. Die bewegte Geschichte des Hauses reicht vom Sitz des Kommandeurs (1736) über die später eingerichtete Strumpfwirkerei bis hin zum Umbau als Getreidespeicher für das Militär. Dafür ließ Friedrich II. (bekannt als der Alte Fritz) ca. 1750 massive Holzbalkendecken einziehen. 1795 baute man in der heutigen Magazinstraße noch einen zusätzlichen Speicher. Nach dem Zweiten Weltkrieg endete die militärische Nutzung, als Lager diente das Schloss jedoch noch bis in die 1990er Jahre.
Bild zur Meldung: Ansicht des historischen Jagdschlosses laut der baufachlichen Untersuchung des Büros Nülken, Frankfurt (Oder)
Fotoserien
Jagdschloss (19.03.2015)
Zusammenstellung von Fotos zur Geschichte und Entwicklung des Jagdschlosses